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„Was machst du?“ fragte Ben. Ihr plötzliche Betriebsamkeit machte ihn unruhig und er spürte, dass er Kopfschmerzen bekam.

„Ordnung“, antwortete sie neutral und polierte den Tisch und die Armlehnen der Couch. Danach leerte sie den Eiskübel aus und steckte ihn in eine Tüte. Ben wollte aufstehen, doch seine Beine gaben unter ihm nach. Deidre nahm auch sein Whiskeyglas und reinigte es, griff dann nach ihrem weißen Tuch und begann systematisch, alle von ihr berührten Flächen fein säuberlich abzuwischen.

„Gloria!“ Ben stöhnte. „Deidre – “

Sie wandte sich zu ihm um. „Fühlst du dich nicht gut?“

Ben versuchte, nach der Pistole in seiner Sakkotasche zu greifen, doch seine Finger fühlten sich an wie Gummi. Glasigen Blickes fixierte er Deidre, doch verschwamm ihre Gestalt immer mehr. Er ahnte nur noch, dass sie lächelte.

„Keine Angst“, hörte er ihre Stimme wie durch dicke Nebelschwaden hindurch. „Es tut nicht weh. Du wirst einschlafen. Und dann – wird es für immer vorbei sein.“ Sie fuhr fort mit ihrer Arbeit, reinigte Spüle, Vitrine und zuletzt die Türklinken. „Ich war nie hier“, erklärte sie wie nebenbei, und leiser Spott stahl sich in ihre Augen. „Spuren hinterlasse ich nur, wenn ich gefunden werden will.“

aus  "Stacheldraht und weisse Margeriten"   -   Schattenspiele"
 
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